Einst hat es mich vor einigen Jahren einmal interessiert, wie es wohl in der Ortschaft ausschaut, in der der Bundespräsident seine Sommerfrische-Residenz hat. Bekanntlich ist das Mürzsteg, auch wenn nicht jeder Präsident der zweiten Republik in gleichem Maße Gebrauch davon gemacht haben mag. Ich dachte mir, das muss doch wohl ein schöner Ort sein, wenn dem Staatsoberhaupt dort ein Sommersitz gewährt wird. Also machte ich mich an einem Frühlingstag einmal auf und erkundete diesen Ort. Mit meinem Gefühl lag ich richtig, denn je weiter ich in das Tal vordrang, das sich nördlich von Mürzzuschlag erstreckt, fand ich einen Ort, schöner als den anderen vor. Kapellen, Neuberg an der Mürz und schließlich Mürzsteg sowie natürlich die Mürz, die stets immer wieder der Straße folgt bzw. umgekehrt.

Totes Weib Wasserfall und Tunnel
Seit meinem ersten Besuch, der mich noch über Mürzsteg hinaus geführt hat, hat es mir ein Platz besonders angetan. Der Wasserfall Totes Weib. An einer Engstelle mit Klamm führt die Straße durch den gleichnamigen Tunnel Totes Weib zwischen Mürzsteg Richtung St. Aegyd am Neuwalde und auch Mariazell. Viele mögen schon durchgefahren sein, ohne dabei den Schatz zu beachten, der sich nur wenige Minuten zu Fuß parallel dazu findet. Vor dem Tunneleingang findet sich seitlich der Straße eine kleine Parkmöglichkeit. Auf der anderen Straßenseite führt ein gut befestigter Weg dem Fluss entlang am Tunnel vorbei. Hier befand sich die ursprüngliche Verbindungsstraße, bevor der moderne Tunnel gebaut wurde.

Der Weg zum Wasserfall
Schon der Weg zum Wasserfall Totes Weib ist Genuss pur. Immer wieder schlängelt sich der Weg. Rechts die Mürz, die in Grün, Blau und Türkistönen erscheint und mich immer wieder dazu bringt, stehen zu bleiben und einfach ihren Anblick zu bestaunen. Links die mächtigen Felswände, die bedrohlich aus der Höhe auf mich herabschauen und von wo jederzeit ein Felsen auf die Straße fallen könnte. Was tatsächlich hinunterfällt, sind tausende Tropfen Wasser, das sich seinen Weg durch das Gestein bahnt und die Felswände feucht hält. Dadurch entsteht ein ganz besonderes Mikroklima, das ich, der die pannonische Trockenheit gewohnt ist, kaum für real halten kann.
Dann ist er schon bald zu hören, der Wasserfall. Mit jedem Schritt wird er lauter und schließlich erblicke ich bereits in stattlicher Höhe das Wasser, das aus dem Fels schießt. In Kaskaden lässt es sich herab und fließt der Mürz zu. Dass der Name von einer Frau rührt, die hier einst in den Tod stürzte, glaube ich nicht. Der Anblick dieses magischen Naturjuwels verrät, dass der keltische Gott Teutates wohl Namensgeber war, womit solch dem keltischen Volk heiligen Plätze häufig benannt wurden, da sie den Weg zur Anderswelt kennzeichneten.
Hier gibt´s ein Video vom Wasserfall Totes Weib